Übersetzung: Luther 1912

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Beschreibung

Als „Luther 1912“ wird üblicherweise das Neue Testament der Lutherbibel von 1912 samt dem Alten Testament derselben von 1913 bezeichnet, gemeint sind also durchaus beide Teile dieser sogenannten „zweiten kirchenamtlichen Revision“. Die erste kirchenamtliche Revision von 1892 hatte zwar ihr Ziel erreicht, die unterschiedlichen Textfassungen der Bibelgesellschaften zu einem einzigen Text für alle deutschen evangelischen Christen zusammenzuführen, versuchte jedoch gleichzeitig, den veralteten Wortlaut Luthers beizubehalten. Die kirchliche Seite war dann in der Praxis nicht sonderlich zufrieden mit dem Ergebnis, da doch die Verständlichkeit unter dem gewählten Ansatz litt. Deshalb wurde die zweite kirchenamtliche Revision in die Wege geleitet, die sich auf eine rein sprachliche Modernisierung beschränken sollte.

Der Umstand, dass die neueren Erkenntnisse der Grundtextforschung in der Fassung von 1912 noch keine Berücksichtigung gefunden hatten, sorgte einerseits dafür, dass vermehrt zu anderen Übersetzungen gegriffen und in der Folge die dritte kirchenamtliche Revision in Angriff genommen wurde (die jedoch erst 1984 zum Abschluss kam), während andererseits konservative Kreise die Luther 1912 aus genau diesem Grund bevorzugen. Bemerkenswerterweise war sie in der Neuapostolischen Kirche bis inklusive 2000 offiziell im Gebrauch.

Ausgaben mit dem Text von 1912/1913 sind am Untertitel „Neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text“ erkennbar. Bestätigt wird dies durch Luther 1956 NT, dem im AT der Text von 1912 mit dem Untertitel „Nach dem 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text“ beigebunden wurde. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass in den gemischten Ausgaben von 1956 das AT sowohl in Fraktur als auch in Times New Roman gesetzt ist, sodass unklar bleibt, ob der Text unverändert abgedruckt wurde oder behutsame Änderungen erfuhr. Heute ist ein Druck von 1985 erhältlich, der mit dem Untertitel „Textfassung 1912“ und der Angabe „Neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text (1912)“ bestätigt, dass es sich beim „neu durchgesehenen“ Text um den von 1912 handelt, doch auch für diese Ausgabe gilt: da nochmal eine andere Schrift, d.h. ein anderer Satz verwendet wurde, muss geprüft werden, ob dieser angebliche Nachdruck mit dem zeitgenössischen Text von 1912 identisch ist. Spätere Textfassungen werden oft „revidiert“ genannt, frühere sind mit den Untertiteln „Durchgesehen im Auftrage der Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz.“, „Im Auftrage der Deutschen evangelischen Kirchenkonferenz durchgesehene Ausgabe.“ und „Durchgesehen nach dem von der Deutschen evangelischen Kirchenkonferenz genehmigten Text.“ versehen. Aus dem Jahr 1912 gibt es Ausgaben, die bereits den neuen Text im Neuen Testament bieten und den noch „durchgesehenen“ im Alten Testament.

Bis zur Luther 1892 hatte die von Cansteinsche Bibelanstalt die Revisionsbemühungen maßgeblich vorangetrieben. Im Zuge des Projekts hatte sie Gelder und Personal eingesetzt und war überdies für den veralteten Luther-Wortlaut eingetreten. Da sich die druckenden Bibelgesellschaften dazu verpflichtet hatten, nur noch den einheitlichen Luthertext zu drucken, die Kirche aber dessen Brauchbarkeit bemängelte, wurde in Anbahnung der Luther 1912 stattdessen die Preußische Haupt-Bibelgesellschaft aktiv, die dann folglich auch den neuen Text herausgab. Die Privilegierte Württembergische Bibelanstalt scheint den neu durchgesehenen Text sofort für die „Stuttgarter Jubiläumsbibel mit erklärenden Anmerkungen“ verwertet zu haben.

Da uns noch keine Ausgabe der Preußischen Haupt-Bibelgesellschaft aus dem Jahr 1912/1913 vorliegt, reichen die oben angeführten Merkmale nicht aus, um den Text zweifelsfrei als authentisch zu identifizieren. Grob gesagt lassen sich die meisten Ausgaben anhand folgender Stelle einordnen:

Übersetzung Hesekiel 37,25
Vor Luther 1912? Und sie sollen wieder im Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, darinnen eure Väter gewohnet haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder sollen darin wohnen ewiglich; und mein Knecht David soll ewiglich ihr Fürst sein.
Luther 1912? Und sie sollen wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, darin eure Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder sollen darin wohnen ewiglich, und mein Knecht David soll ewiglich ihr Fürst sein.

Mehr Informationen zur Revisionsgeschichte können dem Buch „Die Geschichte der Lutherbibelrevision – von 1850 bis 1984“, herausgegeben von Klaus Dietrich Fricke und Siegfried Meurer, erschienen bei der Deutschen Bibelgesellschaft, auf den Seiten 28-29, 145 unten, 146 oben, 154 und 220 entnommen werden. Seite 213 erwähnt möglicherweise Erkennungsmerkmale der Ausgaben.

Rechtliches

Die Lizenzabteilung der Deutschen Bibelgesellschaft hat uns am 2014-01-21 bestätigt, dass die Luther 1912 mittlerweile gemeinfrei ist. Eine Liste aller an der Revision beteiligten Personen samt Todesjahr liegt dort nicht vor. Die Deutsche Bibelgesellschaft teilt außerdem mit, dass ihr der Text der Luther 1912 in digitaler Form nicht vorliegt.

Digitale Fassungen

Es scheint so, als ob keine Scans existieren. Es dürfte aber auch nicht allzu leicht sein, die ursprüngliche Ausgabe aufzutreiben und diese dann korrekt zu identifizieren. Dennoch werden zahlreiche Texte unter der Bezeichnung „Luther 1912“ angeboten:

Ort Fassung Informiert
mobileread.com Vermutlich eigene 2015-12-15
Logos Vermutlich eigene
Zefania-XML-Repository Vermutlich eigene
sermon-online.de Vermutlich eigene
mybible.zone: LUT+ 19121 Vermutlich authentisch
mybible.zone: LUTD 19121 Vermutlich eigene

Gedruckte Ausgaben

Im Vergleich zu vielen anderen Bibeltexten ist die Luther 1912 derart bekannt/beliebt, dass gedruckte Ausgaben unter dieser Bezeichnung nicht nur antiquarisch, sondern auch aus aktueller Produktion erhältlich sind.

Ort Fassung Informiert
cbuch.de unbekannt

Fußnoten

  1. Das bereitgestellte Zip-Archiv enthält eine SQLite3-Datenbank, die mit dem SQLite Database Browser (sudo apt-get install sqlitebrowser) problemlos betrachtet und nach SQL oder CSV exportiert werden kann. 1, 2.